Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie ich zum ersten Mal etwas von Primark hörte. Wahrscheinlich wie so viele Andere: Auf einem Youtube Video. "Primark, ein super Laden, eine riesige Auswahl und extrem günstig. Aber die Naht von meinem neuen Shirt ist schon aufgedröselt." Ich blieb skeptisch. So gern ich mich von solchen Hauls inspirieren lasse - ein gnadenloser Nachkäufer bin ich nicht. Aber ich bemerkte es greift viral um sich. Ich höre von Freunden, dass sie mehrere Stunden Autofahrt auf sich nehmen um bepackt mit 5 großen Primark-Tüten nach Hause zu kommen. Davon kam ein stolzes Foto auf Facebook.
Ich bin ein Angsthase. Das pflege ich jedenfalls zu sagen. Und ich meine, dass ich in meinem Leben noch nie etwas besonders waghalsiges getan habe - oder zählen hier die ersten Partyversuche mit 15? Ich gehe auf Nummer sicher. Lieber viele kleine Schritte, als einen viel zu großen. Dafür sind meine Beine doch viel zu kurz!, habe ich jahrelang gedacht. Habe mich an irgendwas - man nennt es auch Vergangenheit - festgeklammert. Ich habe das bisher immer als vernünftig betitelt. Kam mir dabei eigentlich ziemlich erwachsen vor und habe schnell vergessen, wie viel Spaß ich doch früher hatte - als ich so viel mutiger und unbedachter war. Frei. Naiv sein - die Konsequenzen nicht kennen, nicht bedenken - kann manchmal so viel einfacher sein, kann funktionieren.
Meine Bräune ist bereits verblasst und auch meine Gelassenheit habe ich irgendwie schon wieder verloren. Seit fast einem Monat bin ich schon wieder in Deutschland, im Alltag und rein gar nichts hier - außer meiner Füße, die sind nämlich noch braun, und die Fotoalben auf meinem Laptop - erinnert mich an das Leben in Marokko. Es wird früher dunkel, im Supermarkt lächeln mich Schokoladenweihnachtsmänner verschmitzt an und ich muss zu Hause wieder dicke Socken tragen. Der Herbst liebkost uns noch, aber der Winter steht vor der Tür und mit ihm nicht nur das leckere Gebäck, weihnachtliche Heimlichkeiten und kuschelige Filmabende, sondern auch eine Menge Arbeit.