Es wird sie immer geben, diese Menschen die sich aufopfern. Die sich für etwas Gutes hergeben und dabei selbst auf der Strecke bleiben. Warum? Bestimmung? Als Mahnmal - sodass Menschen darauf zurückblicken und sich auf etwas besinnen? Ich habe offen gesagt schon länger nicht mehr darüber nachgedacht: Zivilcourage. Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die junge Studentin Tugce ihr Leben gelassen hat, um zwei jungen Mädchen zu helfen. Ich bin mir sicher, dass einige das schon wieder vergessen haben. Die Nachricht weckt nicht nur Mitgefühl gegenüber einem fremden Menschen, sondern auch den schlummernden Helden in uns.
"Wie motivierst du dich an Tagen, an denen es Dir nicht gut geht?" - Das war die Frage. Meine Reaktion: Gerade an Tagen, an denen ich lustlos bin, es draußen regnet und ich in Melancholie versinkte trete ich mit selbst in den Allerwertesten und sage mir - "Los, mach etwas sinnvolles. Bereite etwas für die Uni vor! Dann hast du an besseren Tagen, an denen du raus und Spaß haben willst Zeit dafür, denn die lästigen Pflichten sind bereits erledigt." Ich denke zurück an die Zeit, als ich 18 oder 19 Jahre alt war. Eine Zeit, in der ich immer auf Achse war, unruhig im Herzen, fast als wäre ich auf der Flucht. Ich war aus mit selbst gar nicht so klaren Gründen oft traurig und fühlte mich verloren. Ich blättere durch meine alten Tagebücher und lese Sätze einer unzufriedenen jungen Frau, die sich allein fühlt.
Meine Bräune ist bereits verblasst und auch meine Gelassenheit habe ich irgendwie schon wieder verloren. Seit fast einem Monat bin ich schon wieder in Deutschland, im Alltag und rein gar nichts hier - außer meiner Füße, die sind nämlich noch braun, und die Fotoalben auf meinem Laptop - erinnert mich an das Leben in Marokko. Es wird früher dunkel, im Supermarkt lächeln mich Schokoladenweihnachtsmänner verschmitzt an und ich muss zu Hause wieder dicke Socken tragen. Der Herbst liebkost uns noch, aber der Winter steht vor der Tür und mit ihm nicht nur das leckere Gebäck, weihnachtliche Heimlichkeiten und kuschelige Filmabende, sondern auch eine Menge Arbeit.
Wenn ich mich an sie erinnere, dann denke ich an ein bildschönes Mädchen mit schulterlangen schwarzen Haaren, vollen Lippen und Augen die wie Seezungen geformt sind, die funkelten, um zu verstecken, zu verdrängen, was geschehen ist. Sie war so bezaubernd, dass man nichts ahnen konnte. Wir waren so verschieden, uns so nah - haben gewusst, wie der andere denkt und handelt. Wollten in diesem Moment die selben Sachen. Wir haben zusammen getrunken, gekichtert, sind durch die Nacht gelaufen und Verbotenes erlebt, getanzt - ganz ohne Musik, wir haben geliebt und geküsst, gelogen und betrogen. Sind an andere Orte gefahren, unsere kleine Welt erkundet, uns selbst erprobt.
Was ich im Herbst und Winter total vermisse ist die Bewegung. Ich finde in den wärmeren Jahreszeiten kommt alles wieder in Schwung. Nicht nur, dass man sich mehr bewegt - nein, auch im Kleiderschrank ist, zumindest farblich, mehr los. Mehr Muster, mehr Farben, alles mehr bis auf die Lagen. Ein neues Teil für den Sommer ist dieses Top von Esprit. Ich habe es erst Samstag zusammen mit meinem Freund in Mannheim gekauft.
Overalls, Militaryjacken,
Latzhosen … Bei den Trends des Sommers haben sich die Designer
heftig im männlichen Kleiderschrank bedient. Und wir Frauen finden
das herrlich. Weil diese Mode männliche Coolness ausstrahlt, eine
Mischung aus 'Top Gun' und 'Fast and Furious'. Helden, Sieger, wilde
Kerle. Allen diesen aus der Männermode entliehenen Kleidungsstücken
ist übrigens eines gemeinsam: Sie haben große und viele Taschen.
Man hat sie Hände frei. Und genau darum habe ich Männer immer
beneidet.
Manchmal frage ich mich ob ich die Dinge richtig gemacht habe und ob es das überhaupt gibt, das Richtige. Jeden Morgen stehen wir auf, wir leben unser Leben, all die Kleinigkeiten, das Arbeiten, die Hoffnung, die Liebe. Wir glauben, was wir tun, sei wichtig und wir würden etwas bedeuten. Wir glauben, wir wären sicher, die Liebe wäre sicher und die Gesellschaft und die Orte, an denen wir wohnen. Wir glauben daran, weil es anders nicht geht.
Da sitze ich nun, in einem kleinen Cafe an der Straßenecke, nicht mal eine Gehminute von meiner neuen Wohnung entfernt und erschleiche mir hier, mit meinem Milchkaffee neben mir das WLAN. Leider habe ich zur Zeit noch keine eigene Internetverbindung bei mir zu Hause, was mir das bloggen etwas erschwert. Deswegen pilgere ich jetzt jeden Tag hier her und lümmel mich mit meinem Laptop in die Ecke um für euch zu schreiben. Aber ich liebe es. Haltet mich für blöd, aber es fühlt sich total Sex and the city-mäßig an.
Es scheint, dass der Frühling begonnen hat und mein Freund und ich haben uns an diesem Wochenende um meinen Umzug gekümmert. Freitag haben wir alles in den kleinen Mercedes Vito geladen was reingepasst hat und sind Samstag früh losgefahren nach Berlin um dort meine ganzen Möbel in die vierte Etage im Hinterhaus zu schleppen. An diesem Sonntag geht es dann heute mit dem Fernbus zurück ins schöne Mannheim. Acht Stunden lang Bus fahren. Ich hätte nicht erwartet, dass meine Zeit in Mannheim doch so schnell vorbei geht.
Langsam aber sicher reiße ich meine Zelte ein. Nächsten Freitag findet der große Umzug statt, mit dem Transporter geht es ca. 650 Kilometer Richtung neues zu Hause. Donnerstag war mein letzter Arbeitstag bei Appelrath Cüpper und nach eineinhalb Jahren dort kann ich doch sagen, dass mir die Menschen die ich kennengelernt habe fehlen werden. Zum Abschied habe ich einen kleinen Blumenstrauß und ein Armband (Das ihr bestimmt bald in einem Post sehen werdet) bekommen. Nichts desto trotz fällt eine Last von mir, wieder etwas von meiner Liste abhacken zu können.
Ich habe es vermisst und deswegen ganz freudig wieder aus meinem Kleiderschrank gegraben: Mein Holzfällerhemd. Ich liebe es, weil es so lässig ist und sich super zur Jeans kombinieren lässt. Für mich ein absolutes Must Have im Herbst und Winter - immer noch! Dazu meine neue Pudelmütze und meine Destroyed Jeans und der Wohlfühllook ist komplett.