KOLUMNE: LETTER TO MYSELF // VERZEIHEN

12/03/2017

Ein Brief an mich selbst, über ein Thema das mich gerade beschäftigt. Eines dieser Themen, das dir im Leben immer wieder begegnet und durch das du auf ein Neues geprüft wirst. Wie werde ich dieses Mal reagieren, was soll ich tun? Wütend bleiben, verzeihen und die Entschuldigung annehmen?

Verzeihen

Ein Kommentar einer mir bekannten Leserin:

„Eigentlich hätte ich das schon eher schreiben müssen. Ich verstehe jetzt erst was du hier alles geleistet hast und dass es dir nicht nur um Perfektion und Oberflächlichkeiten geht. Daher möchte ich mich entschuldigen für all das was ich gesagt habe. Ich hoffe das ist ok?“

Diese Worte habe ich fast jeden Tag vor Augen, konnte bis jetzt aber noch nicht den „Veröffentlichen“- Button drücken. Immer wieder kam sie hoch, die Wut um das Wissen des Getanen und Gesagten über mich als Bloggerin und als Mensch hinter dem Blog. Vielleicht liegt es am kommenden Jahreswechsel, an den privaten wie auch beruflichen Erfahrungen, aber erst jetzt ist mir nach einer Klärung zu Mute, erst jetzt will ich wirklich darauf antworten.

Rückblick

Dieser Kommentar hat eine persönliche Vorgeschichte. Er hat mich ganze 6 Monate davon abgehalten, mich mit den Worten und der Person zu beschäftigen.

Begegnung mit Menschen, die einem nicht grün sind, passieren Tag ein, Tag aus. Aber wir lächeln, nicken und leben dann doch immer ohne den anderen weiter. Das funktioniert und ist für alle und das kurze Miteinander immer wieder eine gute Sache. Es wird nur dann anstrengend, wenn Menschen sich festbeißen und nicht mehr loslassen können. Auf einmal sind sie immer bei dir, obwohl man sich nicht kennt, obwohl es keine Gemeinsamkeiten gibt. Dann ist man im Leben der Begegnung auf einmal der schwarze Fleck, die Schuld an allem, weil man einfach so lebt wie man es für richtig hält, weil man bloggt.

Moralapostel war ich, blöd, klein, zu helle Bilder, zu viel, zu wenig, zu laut. Eigentlich alles was man finden kann an anderen Menschen, um sie unbedingt blöd finden zu können. Akzeptiert. Was in den eigenen vier Wänden und in fremden Köpfen passiert, kann man selten ändern und ist auch keine Aufgabe, die andere übernehmen sollten.

Besonders mies und menschlich verwerflich ist es, wenn der eigene Gedanke ins Netz gepflanzt wird, um mit bösen Worten und Hetze über andere Bestätigung zu sammeln. Es wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Es wird Neid und Missgunst gesät um endlich auch die anderen davon zu überzeugen, dass man eine Person hassen muss. Wenn es nicht klappt, dann wird das Märchenbuch aufgeklappt, Worte verdreht oder richtig Gas gegeben und Freunde und Bekannte einbezogen. Großes Kino. Großer menschlicher Misthaufen.

Ende

Vor sechs Monaten erhielt ich dann diesen Kommentar, mit der gleichen Mailadresse und dem Kürzel, dass ich aus den Foren und Gesprächen kannte. Es tat ihr Leid: Ihre Worte, das Anstacheln, das Lügen, das Freunde und Bekannte Nerven.

Meine Reaktion? Wut. Unverständnis für so viel Dünnpfiff im Kopf und im Herzen. Was bringt Menschen dazu, so viel Müll über andere in die Welt zu setzen und dann mit einem „Sorry“ alles vom Tisch zu wischen? Nachtragend hoch zehn. Blöde Kuh ins Gesicht schreien mal hundert. Soziales Fehlverhalten ist der größte Kindergarten-Kopfmist, es macht dich mürbe, nervt und am Ende betrifft diese menschliche Dummheit auch noch dein geliebtes Umfeld. Klar raucht der Kopf, die Faust ist geballt und die verbale Attacke wäre niederträchtig, von ganz tief innen heraus.

Doch nach der Wut, nach dem emotionalen Dampfablassen bleibt die Gewissheit, da war nie jemand unzufrieden mit dir, sondern mit sich selbst. Und vielleicht hat sie sich gefunden, und weiß jetzt was für ein Schwachsinn das war. Dann müsste es wohl „Danke“ heißen. Trotzdem können manche Sache nicht zurückgenommen werden. Vielleicht müsste da auch ein „auf Wiedersehen für immer“ stehen.

Verstehen müssen wir uns nicht, aber akzeptieren.

Aber ganz ehrlich: Ein „Du blöde Kuh“, wäre auch an dieser Stelle absolut gerechtfertigt gewesen.

                                                     Liebe Grüße

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